Zuhause kann vieles bedeuten. Geborgenheit. Angekommensein. Besitzansprüche. Freiheit im eigenen Lebensraum. Oder auch dessen Enge. Zuhause ist der Ort, wo man Freunde und Fremde empfängt. Oder fernhält. Dort, wo man Herr sein will. Auf der Karte oder im Herzen. Im diesen Monaten bin ich zwischen Tel Aviv und Kiryat Yam um einen Film über die russischprachigen Einwanderer in Israel zu machen. Ihre Aliyah bedeutet Aufstieg, die Rückkehr der Diaspora. Die Rückkehr nach Hause. Es ist die Geschichte einer Suche nach diesem Ort und nach einem neuen Ich. Manch einer wird fündig, ein anderer nicht. Drei Menschen, drei Leben, drei Geschichten.

Freitag, 14. Januar 2011

Wie ein Wald entsteht

Hо землю,                Doch das Land
с которою                mit dem du
вместе мерз,            gemeinsam frorst,
вовек                        für ewig
разлюбить нельзя.  nicht aufhörst zu lieben.


Der Wind klopft ein wenig gegen die gewellten Plastikplatten und zieht an einigen daran aufgehängten Tüchern. Anders als das Meer, riecht der Balkon nach Chlorwasser. So gehen die Weinflecken aus dem weißen Plastiktisch schneller raus. Ich war bereits vor einigen Stunden hier, kurz nach Mittag. Wir beide haben gegenseitig voneinander gehört, aber ein Kennenlernen ließ einige Wochen auf sich warten. Die Zettel an der Tür gegenüber des Sperrmüllhaufens auf dem Dach in der Allenby Street lachen über die Besucher: „Institut für Wohlriechkultur“, „Labor des gleichmäßigen Liegens“… Ein Klopfen, ein Rauschen, und langsam öffnet sich ein dunkler Spalt. „Einen Moment… Ich ziehe mir etwas an...“ Er steht inmitten seines schattenhaften Zimmers, in Hose und Hemd, und wirkt dennoch kaum angezogen. Verhalten und unbeholfen schiebt er seine langen Haare zurück, die in sein zerfurchtes, angefärbtes Gesicht fallen und seine Brauen ziehen sich in einem kindlichen Murren zur Nase. „Was halten Sie davon, wenn wir uns am Abend sehen? Ich bin etwas ungewaschen und ungekämmt… Frischer mache ich mehr Spaß.“

Gegen neun Uhr ist es schon Nacht und rotes Licht legt sich über den Balkon. Rund um den weißen Tisch stehen ein aufgesprungener, unbequemer Kunstlederstuhl, viele mit Klebeband vermummte, in Stoff und Plastik eingewickelte Schränke und Kisten. An der Wand zum Zimmer steht ein Sessel, mindestens so alt wie sein Besitzer. Michail, Herr Ziv, wühlt seinen Körper vorsichtig in die Polster hinein. Ohne sich umzudrehen verschwindet seine Hand hinter den Kissen an seinem Rücken und kommt nach kurzem tasten mit einer Flasche Rotwein wieder hervor. „Mögen Sie Roten? Er ist nicht besonders gut, aber zum Anstoßen reicht er.“ Neben ihm, auf einem Beistellkasten steht ein umgedrehtes Porträt – „an einen guten Freund und Dichter“. „Kann ich es sehen?“ „Sicher, aber ich mag es nicht. Das bin ich nicht.“ Auf dem dunkelgrünen Hintergrund thront ein adlerhafter Kopf mit blondem Haar, spitzer langer, schnabelartiger Nase und finsterem Blick. „Er sieht böse und dümmlich aus. Ich bin es nicht.“ Im winzigen, mit Büchern gefüllten Zimmer, wo man sich stets an etwas vorbei hindurchwalzen muss, hängen noch viele andere. Blumenvasen, Farbenspiele, Gesichter. Reihen- und Stapelweise Ausgaben des Jerusalemer Journals und russischsprachiger Gedichtbände. „Die drucken mich hin und wieder.“

Nach der Schule wollte Michail Zuhause in St. Petersburg russische Philologie und Literatur studieren. Als er es nicht durfte – „Mit dem Nachnamen in die russische Fakultät?!“ – schrieb er sich für Chemie ein. Man erinnerte sich noch gut an seinen Vater, David Iosefovich Ziv, einen großen sowjetischen Radiochemiker, der an der Entwicklung und Testversuchen an der ersten Bombe und Gewinnung von Polonium beteiligt war. Eine Leninprämie hing an der Familie, hier war der Nachname kein Problem mehr. Aber die Teilchen und Atomverbindungen nahmen zu viel Platz ein, sodass zum Schreiben nichts mehr übrig war. „ Natürlich trauerte Mutter, Vater war enttäuscht. Es hieß immer, es sei unmöglich, dass jemand in der Familie keinen Hochschulabschluss besitzt. Aber es hat sich herausgestellt, dass ich zwar ein schlechter Radiochemiker, aber doch ein ziemlich guter Umschlagarbeiter und Busfahrer bin.“

In der Zeit des 6-Tage-Kriegs, als der Vater in seinem Leningrader Bett im Sterben lag, träumte er von Israel und litt. Michael träumte nicht davon und litt auch aus anderen Gründen, aber in der unteren Ecke der Windschutzscheibe seines Busses klebte ein Magen David. „‘Mischka, der Zionist‘ nannten sie mich“, lacht er und zündet sich mit leicht unsicherer Hand eine Zigarette an. Nach dem „Nichtsystem“ der Kommunisten, der Tschechoslowakei, und Regalen voll von ‚Samizdat‘, also nicht systemkonformer Literatur, bedeutete der Zion für Mischka eine neue Freiheit. Ausland. Geldverdienen, neues Leben. Am Anfang bemühte er sich um die neue Sprache, aber als nach einigen Monaten der Absorptionskorb ausgeschöpft war, lernte er statt Hebräisch Tellerwaschen. „Man sagt von den Migranten, die ersten drei Jahre seien so etwas wie Entzugszeit. Danach soll es einfacher werden. Bei mir dauerte es etwas länger.“ Der Kopf und das Herz gewöhnten sich langsam an den neuen Boden, die Hand lernte schneller. Kreditkarten, Ratenzahlung, neues Konto, neue Kreditkarte. „Teuflische Prozente haben die hier“. Heute ist sein Konto gesperrt. Das Land kann er nicht verlassen.

Von einigen Wochen hat Michael Ziv für seine Dichtung den Jurij-Stern-Preis bekommen. Von dem Preisgeld könnte er über ein ganzes Jahr lang seine Miete bezahlen. Aber die Prozente gehen vor. „Weißt du, warum in Russland so viel getrunken wird? Aus Armut. Nichts zu verlieren. Trink, trink, es wird eh nichts bleiben.“ Natürlich zieht es ihn zurück, es geht gar nicht anders. „Es gab doch diese Zeilen von Majakowski… Wie war das nochmal? ‚Doch das Land mit dem du gemeinsam frorst, das kannst du niemals eintauschen…‘ Oder so ähnlich… “ Aber irgendwie, leise und unbemerkt, ist Israel auch etwas Eigenes geworden, etwas Heimisches. Etwas wo und wofür man lebt. Und dessen Werte und Vorstellungen man annimmt. „In der Sowjetunion waren wir alle Linke, gebadet in der Internationalen. Und hier sind wir allesamt nach rechts gerückt.“ Auch Zuhause habe man hin und wieder den kaukasischen Marktverkäufer „Schwarzgesicht“ genannt, aber das sei etwas anderes gewesen. Auf eine alltägliche, nachbarschaftliche Art, „Mädchen aus Taschkent haben wir nicht vergewaltigt.“

Heute, hier, ist es anders. „Wir unterschieden nicht nach nationalistischen Kriterien, wir haben ein Problem mit den Arabern nicht als Nation, sondern als Feind. Wir können mit ihnen keine Einigkeit finden. Im Gegensatz zu uns ist deren heutige Generation mit Hass groß geworden. Nationaler Hass ist, wenn mir die Haarfarbe nicht gefällt. Bei uns ist es etwas anderes. Sie wollen nicht bauen, sondern kämpfen. Gaunerisch und lüstern.“

Die Flasche Rotwein ist lange leer, die zweite atmet und kämpft noch mit dem Chlor. Michail erzählt von Pilzen und Wald, dem tiefen russischen. „Hier gibt es nur Palmen. Weißt du wie ein Wald wächst? Zuerst gibt es schwarzen Sumpf, darauf wächst irgendwann das Moos. Und dann, eines Tages, treibt der erste menschliche Baum, die Kiefer. Die Kiefer verdrängt die Tanne. Und dann wird alles wieder Sumpf.“

Samstag, 20. November 2010

In Gesellschaft

Es gab viel Gesellschaft am Strand. Dort wo vor wenigen Sekunden noch nichts war. Die Oberfläche gibt nach und zieht kleine Risse. Die ebene, von Wind und Wasser etwas feuchte Sanddecke stürzt ruckartig in sich hinein und offenbart einen kleinen Weg, einen Tunnel, der endlich zum Licht führt. Noch ein Ruck, und eine Krabbe zieht sich aus dem dunklen Fleck der Körnchen. Sie ist noch nicht ganz draußen, sie traut sich noch nicht. Neben ihr und weiter ploppen immer mehr kleine Buchten auf und andere Tiere kommen, zeigen scheu ihre Glieder, angekündigt durch eine letzte Sandfontäne. Ihre Beine und Köpfe blinzeln auf und ab, zwischen Licht und keinem, sie tasten sich voran, gewöhnen sich langsam an den Lärm der Straße, das Rauschen des Meeres, das hier jedes andere Geräusch überzublenden scheint. Schaut man einen kurzen Moment weg, zuckt die Krabbe wieder in ihr Häuschen, sie zögert. Ein Hieb, ein Stoß und sie ist oben. Viele Minuten vergehen bis sich wieder etwas regt. Die leiseste Bewegung, der Schatten einer vorbeiziehenden Fliege könnte sie zurückscheuchen. Ein letzter Ruck, und  sie ist endgültig oben. Ihr kleines schattiges Heim steht leer, während sie hastig, wahllos auf ihren neuen Reichtümern umherläuft. Von einem Hügel zum nächsten.

Nach fast einem Monat Israel fangen Abende, Menschen und Gesichter an sich zu vermengen. Was eines ersten Abends meine Augen nicht mehr schließen, mein Herz klopfen oder kalten Schauder über meinen Rücken laufen ließ, ist nun, wenn auch nicht zu meiner, Gewohnheit geworden. Geschichten der Schwebe, häufiger der Einsamkeit, des Aufbruchs und der Flucht. Noch nie habe ich in so kurzer Zeit so viel persönliches Erfahren. Als hätten die Münder nur darauf gewartet, dass jemand kommt, auftaucht aus dem nichts und ihre Worte auffängt.

Einige Gesichter lachen und singen. Ihre Augen leuchten wenn sie von der israelischen Sonne und saftigen Früchten sprechen, von dem Sand im Haar, wenn man im November vom Strand zurückkommt und von dem Himmel, der hier so nah ist. Von der Freiheit, der Gelassenheit, die sie hier leben. 

Einige Gesichter haben einen, zwei, drei Funken Galle, die die Mundwinkel leicht nach unten biegt und brodelt und immer wieder leise flüstert, dass es Zuhause Schnee gab. Und Jahreszeiten. Und nicht diese verfluchten Chamsine, mit einer Luft, die man mit Löffeln essen kann.  Sie erzählen viel aus der Vergangenheit, als wäre sie heute. Als könnte man sie zurückholen, und wenn man das täte, wäre die Welt wieder in Ordnung. Und sie wissen, was andere falsch machen. Sie wählen und verändern sich, verlieren sich in neuen Aufgaben und Identitäten, die sie vor der brennenden Sonne erwartungsvoller Augen schützt. Wie im Spiel –

Die Prinzessin ist Ruhe und Wirbel zugleich. Ihre schwarzen unbändigen Locken fallen ihr ins Gesicht, sie streicht sie zurück, sodass ihre Armbänder bis zum Ellenbogen klimpern. Geschäftig dreht sie die kleine Gaskochplatte an und macht gutes großmütterliches, russisches Essen. Kartoffeln mit Dill und Knoblauch, und wenn sie etwas zerfallen, lässt sie ein kleines Stück Butter hineinfallen. Autos, Sirenen und Wind drängen sich in die weit aufgerissenen Fenster ihres winzigen Dachzimmers im Herzen Tel Aviv. Hier ist Zuhause, sagt sie. Und lächelt. Sie ist verliebt in den Raum, den man hier einfach ergreifen kann. Zum leben und sich manchmal verwandeln.  Und manchmal kriegt sie Besuch.

Der Ritter kommt aus Jerusalem und scheint vieler Sachen Meister. Er hat diverse Gürtel, schwarz und schwarz, und baut Rüstungen für Rollenspielfeste. In Sibirien hatte er einen Garten und ging mit dem Onkel Bären jagen. Er kann wunderbare Pfannkuchen und Pralinen machen und stammt von einem polnischen Adelsgeschlecht, wie er selbst erzählte. Und wenn es sein muss, kann er seine Frau ordentlich am Kopf packen und unter den kalten Duschstrahl halten. Sie war immer der Auffassung, ein richtiger Mann muss einen ordentlichen Schlag in den Kiefer verkraften können. Und selbstverständlich auch erwidern. Das war seine erste Frau. Ein Teufelsweib, echte sibirische Braut. Er grinst. Seine kindliche Zahnlücke spiegelt sich in der riesigen Narbe auf seiner Brust. Bei ihm und seinen Ritterkollegen herrscht eiserne Disziplin. Wenn man aufs Schlachtfeld kommt, muss man sich aufeinander verlassen können. Kein Alkohol, keine Drogen. Sicher muss man sich sein, wenn man in seinem Frust und Wut mit der Holzpique auf einen Freund zustürmt. Nüchtern heißt überlegt. Der Rest ist Zufall. Er hat schon viele Rüstungen platzen und reißen sehen. Und hat dann den Erlegten im Krankenhaus besucht. So ist es, besser in der Schlacht als Zuhause. Oder auf der Straße. In der Armee war es schwieriger. Liegst im Graben, Kommando „nicht schließen“. Wir sahen sie doch da vorne liegen und auf uns zielen, die Schweine! Wir hatten sie im Visier! Nicht schießen.  Da kann man nichts machen. Aber wenn sein Blick auf die Prinzessin fällt, wird er wieder milder.

Sie sagt es gibt viele Verrückte, vor allem hier in Tel Aviv. Solche, die nicht zurechtkamen, die hängengeblieben sind. Es sind ihre Freunde, ihre Nachbarn. Ihre Konten sind gesperrt. Das Land können sie nicht verlassen, nur ihre Zimmer.  Sie bleiben da, häufig um Mittag in einem der Spätis auf der Allenby, oder bei der Tahana Mirkazit, wo man nach Belieben Cognac und Jägermeister zu 100 Gramm im Plastikbecher kriegt. Sind sie enttäuscht? Ging es ihnen mal besser? Man habe ihnen Zuhause das Land von Milch und Honig versprochen, hört man oft. Und dann, sind einfach viele gefahren. Und wir sind gefahren…Ach.
Sie erzählt viel von heute und morgen. Von diesem Leben. Der Prinzessin gefällt es hier. Moskau hat sie schon fast vergessen. Ihren Stress und Stau und Frost und und und. Sie ist seit fast zwei Jahren im Land.

Mittwoch, 10. November 2010

Der Mensch des Jahres. Ein Abend im Norden.


Die Maschine hat viele Gesichter. Sie hat bunte Lippen und ebenso bunte gewobene Kunstfaser, Nadelstreifen und weiße Mokassins, und zwischendurch auch mal einen Goldzahn. Sie ist unruhig und froh wenn sie sich durch den Eingang in die Halle drängt. Bei der Temperatur schwitzt sie ein wenig und hält neben sich drei Plätze frei. „Tamara! Ja, ja, beseder, steh‘ nicht so rum, komm‘ her, mein Vögelchen...“ Die Tribünen füllen sich mit Gewirr aus fünf Hundert Stimmen, die sich gegenseitig etwas Neues, aber häufiger etwas Altes erzählen und deren Akzente eine satte Wolke bilden, die erst von zaghaftem, fleckigem Klatschen und sich legendem Licht unterbrochen wird. Es ist eine Zeitmaschine, die einen dreißig Jahre zurück und über zwei Tausend Kilometer in Richtung Sonnenaufgang führt.  So einfach. Ich bin gereist durch Dörfer und Republiken, an Orte, an denen ich niemals war und kenne sie doch so gut. Ihre Arten und Riten.

Der geladene Moderator ist das erste Mal in der Stadt und freut sich sehr. Auch seine Dolmetscherin, die seit zwanzig Jahren hier lebt freut sich. Ihr Kleid glänzt schön und die Stimme zittert. Das ein oder andere Wort wiederholt sie mit Nachdruck und in ihrem Hebräisch spiegeln sich die harten russischen Vokale. Wir danken dem gastfreundlichen Bürgermeister. Und dem Fernsehsender, der diesen Abend, an dem die ehrwürdigsten der ehrwürdigsten Bürger der Stadt von dem ehrwürdigen Komitee ausgezeichnet werden, ermöglichte. Für die Errungenschaft im Bereich der Literatur, für die Errungenschaft im Bereich der Physischen Erziehung, den Einsatz für die Kaukasischen Gemeinde – an Helden und Vorbilder unserer Stadt. Sauerstoffreiche Gesichter des Jugendblasorchesters und Jungen- und Mädchenkörper in schwarzem wallendem Samt und dagestanischen Tänzen lassen die bunten Lippen erst verstummen, um sie alsbald zu vergnügtem, teils stolzem Lächeln zu formen. Wir freuen uns in der ersten Kategorie den Spezialpreis der Jury an unseren werten Herr Bürgermeister zu verleihen! Auf dass er weiterhin so gut und gerecht über unsere Stadt regiert. Auf dass die dritte Legislaturperiode nicht auf sich warten lässt! Das Mikrofon hat es gut, es hat keine Wahl. Applaus, meine Damen und Herren!

Samstag, 30. Oktober 2010

Nacht 1


Trockene Gräser und Gebüsch zerkratzen die dazwischen, rein, vorbeihüpfenden Beine. Staub und Dunst liegen über dem Weg in einer dichten Decke und ehemals grüne Blüten ragen in die Luft in der Konkurrenz mit leuchtenden Raketen, den Türmen Tel Avivs. Liegt man am Boden, auf dem Boden, im Gras, kann man nicht wissen, was höher ist. Die Nachbarschaft.  Es ist die Zentrale. Eine ehemalige, heute verlassene, eingemauerte Militärbasis irgendwo in Tel Aviv. Meine Augen waren nicht verbunden, doch der Weg ist mir unwiederbringlich entwischt. Es ist ein Rückzugsort unterschiedlicher Charaktere. Ein Musiker, Schauspieler, Artist, ein Herr der Straße und Luftballons hat mich hierher gebracht. Eine Zeitlang war das sein Zuhause. Und noch von einigen anderen. Die Höhlen sind noch da. Als ich klein war habe ich ähnliche Höhlen im Datschagarten meiner Oma gebaut. Wo die Bäume zusammenwachsen und ihre Äste eine natürliche Hülle bilden. Hier sind Matratzen, Strandtücher, Gitarre und Melodika, Hefte und Dosen miteinander vermengt. Eine riesige Mappe im Gras versteckt ein schweres, stählern leuchtendes Stativ. Ein Profigerät, so schwer, wie ungebraucht. Aber es kann eh niemand mitnehmen. Hier kommt niemand hin. Niemand kennt den Eingang, den kleinen Einriss in der Mauer auf der Nordseite, da wo der Zaun auch eine Lücke hat.
Der Artist ist mein Gastgeber. Einige Stunden zuvor erwartete er mich am Flughafen, mit seiner halben Tastengitarre und seinem Kollegen aus Luft. Der echte lächelte kindlich, trotz silberner Fäden, die seinen Lockenkopf durchziehen und reichte mir den luftigen. Die Kinder schauten neidisch. Die Sonne war noch nicht auf, aber wir schon im südlichen Tel Aviv. Auf einer Dachterrasse. Als Überraschungsgäste. Der gesprächige Nilpferd, eine Freundin vom Nilpferd, die Besitzerin des Dachs und ihr Hund Sauvage öffneten die Tür. Als die Luft gegen 5 Uhr morgens ein wenig abkühlte gab es Tee und Zigaretten während der aufgeregte Sauvage seine kalte Schnauze an einem der Frauenbeine streifte. Und wir zogen weiter in Richtung Allenby und der Zentrale.  Auf ein anderes Dach. Der Ventilator brummte laut, als ich einschlief.